Zündkerze gebrochen (Leon 1P 2.0 TFSI)

  • Hallo Leute,


    bin ja erst seit kurzem hier im Forum unterwegs und der Grund dafür ist eigentlich eindeutig mein neuer 6P Ibiza Cupra, der sozusagen mein persönliches Spielgerät ist.


    Jetzt melde ich mich hier aber gleich mal mit einem "Ibiza-fremden" Thema zu unserer Familienkutsche, einem Leon 1P (2.0TFSI, 211PS, EZ09/2012, ca. 50.000km, nicht gechippt):


    Der gestrige Samstag war komplett versaut, da ich mir so ziemlich den ganzen Tag die Raststätte Wunsdorf-Ost an der A81 ansehen durfte... :cursing: Meine bessere Hälfte war gestern gerade defensiv wie immer und bei moderater Drehzahl mit ner Freundin auf der Autobahn unterwegs, als die Motorleuchte aufblinkt, der Motor schlagartig nur noch auf drei Zylindern läuft (wussten wir erst hinterher), entsprechend zu rappeln anfängt und natürlich nicht mehr zieht. Ich war nicht mit im Auto, sie hat sich dann noch mit laufendem Motor auf den glücklicherweise wohl nur noch ein paar hundert Meter entfernten Rastplatz gerettet. Im nachhinein könnten die paar Meter mit noch laufendem Motor aber genau das Falsche gewesen sein.


    Der ADAC kam dann. Erstdiagnose ist Folgende: Zündkerze an Zylinder 3 ist zerbrochen (Elektrode abgebrochen). Hab sie mir angesehen, Der Bogen ist fast komplett weggeflogen. Das abgebrochene Teil ist entweder rausgeflogen (was nach Aussage des ADAC-Mannes weniger wahrscheinlich ist) oder befindet sich in der Zylinderlaufbahn mit mehr oder hoffentlich weniger bereits verursachten Folgeschäden. Das, was jetzt folgt, kann von ner preiswerten Reparatur bis hin zu nem viele tausend Euro teuren Motorschaden gehen.


    Der Wagen ist jetzt seit einem Jahr aus der Garantie raus, wurde sorgfältig eingefahren und immer gut warmgefahren. Er wird hauptsächlich von meiner Freundin zwar manchmal zügig, aber dennoch immer defensiv und nie auf der letzten Rille bewegt.


    Jetzt ist Sonntagabend, der Wagen wurde mit dem Schlepper vor der SEAT-Niederlassung abgestellt und ich überlege jetzt, wie ich mich SEAT ggü. aufstelle bzgl. des Themas Kulanz.


    Nun meine Frage an die Motor-Gurus hier im Forum: Wie ist so ein Schaden einzuschätzen? M. E. handelt es sich bei dem Alter des Wagens i. V. mit der beschriebenen Fahrweise und der Laufleistung um einen Schaden, der eigentlich keinesfalls auftreten kann/sollte oder liege ich da falsch? Wo können denn überhaupt die Ursachen liegen für solch einen Schaden? Ich habe bereits gelesen, dass sowas ggf. durch ein falsches Anzugsmoment beim Einschrauben der Kerze verursacht sein kann. Mich würde aber natürlich sehr interessieren, welche weiteren Ursachen in Frage kommen. Möchte einfach etwas gewappnet sein, bevor ich in der kommenden Woche mit der SEAT-NL die Reparatur bzw. Kulanz usw. bespreche und die mir ggf. dann was vom Pferd erzählen wollen und dass so ein Schaden womöglich schon "immer mal vorkommen kann..."


    Danke im voraus für Eure Hilfe!

  • Nun. Das eine Elektrode "abbricht" ist i.d.R. unwahrscheinlich. Was brecvhen kann ist der Isolator, das ist hier denke ich aber ja nicht der Fall. Sieht man an der Kerze ein saubere Bruchstelle? Das waere dann Materialfehler oder Abzehrung durch ueberzogene Wechselintervalle. So ein 2.0 TFSI geht ja jetzt nicht so zimperlich damit um. In jedem Falle muss hier erst mal ein Schadensdiagnose erfolgen.


    Fall 1: Die Elektrode ist tatsaechlich abgebrochen: sie kann im Brennraum liegen und keinen Schaden verursacht haben.
    Fall 2: Wie Fall 1, allerdings sind komponenten (Kolben, Laufbuchse, Kopf) beschaedigt. Je nach Beschaedigung waere seitens Seat eine neue Maschine faellig (gut bei Kulanz (50% und aufwaerts)
    Fall 3: Die Elektrode ist nicht abgebrochen, sondern abgeglueht. Falsche Kerzen, defekte Zuendspuelen und ggfs. nachtropfende/ undichte Injektoren. Hier ist dann auch ein Befund festzulegen und das fehlerhafte Teil natuerlich zu ersetzen.


    Mit der Kulanz wuerde ich definitv anfragen, zur Not bei SEAT Deutschland direkt.


    MfG
    Bene

  • Vielen Dank!
    Die Antwort ist schon mal sehr hilfreich! :)


    Wartungsintervalle wurden nie überzogen (OT: Allerdings läuft der Wagen auf Longlifeservice. Hab meinen neuen Ibiza gleich auf Intervall umgestellt, weil ich bei Longlife eigentlich nie ein gutes Gefühl habe/hatte. Steckt einfach in mir drin und ist auch mit Pro-Longlife-Argumenten nicht wegzukriegen. Werde den Leon wohl auch umcodieren lassen, wenn die Sache mir dem Motor durchgestanden ist und dann auch auf ein 5W40-Öl umsteigen.)


    Zündkerzen müssten bei der Laufleistung und dem Alter des Wagens eigentlich noch die Erstbestückung sein. Da schließe ich falsche Kerzen aus. Fall 3 könnte dennoch zutreffend sein, da als Fehlercode "Defekte Zündspule an Zylinder 3 ausgelesen wurde".


    Bzgl. der sauberen Bruchstelle kann ich jetzt nix sagen. Hab die Kerze nur kurz auf dem Rastplatz angesehen. Der ADAC-Mann hat sie dann wieder reingeschaubt und alles so belassen wie vorgefunden. Motor wurde nicht mehr gestartet.

  • Fall 2: Wie Fall 1, allerdings sind komponenten (Kolben, Laufbuchse, Kopf) beschädigt. Je nach Beschädigung wäre seitens Seat eine neue Maschine fällig (gut bei Kulanz (50% und aufwärts)

    So, ist inzwischen amtlich, es ist tatsächlich "Fall 2" eingetreten! Nur mit dem kleinen, feinen Unterschied, dass von "50% Kulanz aufwärts" erstmal keine Rede war! Hier die Langfassung:


    Es ist also tatsächlich die Elektrode während der Fahrt abgebrochen. Laut SEAT ist das natürlich ein "wahnsinnig ungewöhnlicher Fall", der so wahrscheinlich ist "wie ein 6er im Lotto" (O-Ton) und natürlich kann der Schaden keineswegs schon ab Werk vorprogrammiert gewesen sein oder durch falsches Anzugsmoment bei ner Durchsicht o. ä. verursacht sein. Schon klar... Hab mich inzwischen mal im Kreise von Porsche-Mitarbeitern im Freundeskreis umgehört. Demnach ist heutzutage sowas keineswegs so wahnsinnig selten. Die Technik wird immer anspruchsvoller, gleichzeitig werden die Zulieferer immer mehr geknebelt. Gerade die Sache mit der abgebrochenen Elektrode ist wohl keineswegs so exotisch.


    Na ja, der betroffene Zylinder wurde in dieser Woche endoskopiert. Es hat sich dann tatsächlich herausgestellt, dass durch das Teil in der kurzen Zeit, wo der Motor noch lief, mehr oder weniger alles am Zyl 3 zerstört wurde, was nur ging. Hab inzwischen Fotos gesehen. Sieht da drin aus, wie eine Wellblechröhre. Wir reden jetzt von einem Austauschmotor mit Aus- und Einbau und Gesantkosten von rund 8K.


    Es wurde dann elektronisch über das System eine Kulanzanfrage an den Hersteller gerichtet und das Ergebnis war 0% Kulanz!!! Ich soll mich an die SEAT-Kundenbetreuung wenden. Die könnten dann vielleicht noch anders entscheiden... Diese Info hab ich übers Telefon bekommen und bin erstmal halb ausgerastet. Ist seit 2011 einer von drei SEAT, die ich neu gekauft habe, alle tiptop scheckheftgepflegt. Der Wagen 4 Jahre alt. 50.000km. Und die sagen mir Kulanz 0!!!


    Sind dann erstmal hin, haben nen Riesenaufstand gemacht und denen erklärt, dass ich an alle Optionen denke: Anwalt, an Autozeitschriften schreiben, usw. und erwarte, dass die mich als Händler hier vernünftig betreuen und nicht an den Hersteller verweisen, wo ich den Fall dann auch noch selbst schildern darf, obwohl alle Infos beim Händler vorliegen. Nehme an, dass die das in Wahrheit nicht so sehr beeindruckt hat. Jedenfalls hieß es dann aber doch auf einmal, sie nehmen's jetzt doch persönlich in die Hand und wollen dann ausführlich schildern: Stammkunde, Markentreue, usw. Und sich ggf. als Händler zusätzlich an der Hersteller-Kulanz beteiligen, dann wäre SEAT ggf. entgegenkommender.


    Jetzt wird erstmal der Zylinderkopf abgenommen (wodurch natürlich dann schon die ersten massiven Kosten entstehen) und der Schaden für nen genauen Kostenvoranschlag exakt diagnostiziert. Es war dann auch noch von ner Billiglösung die Rede: Ggf. Übermaßkolben. Auf sowas hab ich aber mal gar keinen Bock, weil der Wagen geht definitiv weg nach der Veranstaltung und mit so ner Lösung werde ich weder rumfahren noch ist der Wagen dann noch vernünftig zu verkaufen.


    Der Hammer war dann, dass sie letztlich auch noch zugegeben haben, dass so ne fette Kulanzabfrage immer besser Anfang des Jahres als Ende des Jahres passiert, weil dann nämlich der Topf mit den Kulanzrückstellungen noch gut gefüllt ist. Je später im Jahr, desto knausriger wird der Hersteller... Prost, Mahlzeit! :facepalm:


    Kommenden Dienstag bekomme ich die Diagnose, dann wird nochmal ein Kulanzantrag - diesmal hoffentlich richtig - gestellt. Und dann sehen wir weiter. Fest steht jedenfalls, dass mein kleiner Ibi für die nächsten Wochen damit vom Zweitwagen zum einzigen Wagen mutiert. Werde weiter berichten... :sabber:

  • So ein scheiß... Wende Dich mal an den Auto Bild Kummerkasten, das kann Wunder wirken :)


    Aber selbst 50% Kulanz bei 8k Schaden ist noch ne dicke Packung...

  • So ein scheiß... Wende Dich mal an den Auto Bild Kummerkasten, das kann Wunder wirken :)


    Aber selbst 50% Kulanz bei 8k Schaden ist noch ne dicke Packung...

    Steht auf jeden Fall auf dem Zettel. Werden jetzt aber erst mal einen Schritt nach dem anderen gehen:

    • Endgültige Bezifferung des Schadens
    • Ergebnis neuen Kulanzantrag abwarten
    • Dann ggf. doch noch direkt mit SEAT in Verbindung setzen

    Und wenn am Ende weniger als 70% Kulanz bei rumkommen, muss ich mal schauen, wie's weitergeht. Zu den weiteren Eskalationsstufen gehört dann mit Sicherheit auch der AB-Kummerkasten :grumble:

  • So, wen's interessiert: Fortsetzung bzw. (hoffentlich) fast das Ende der Story!


    Hab gerade mal geschaut, wann ich zuletzt hier was geschrieben habe. Echt krass, am 15.10. war der Schaden und heute hab ich die Reparatur in Auftrag gegeben. Die Kulanzdiskussion hat sich ungelogen bis vergangenen Freitag hingezogen.


    Sachstand ist: Ich zahle 2.800,- von insgesamt knapp 9.000,-. Das entspricht ca. 31%. Die 69% Kulanz teilen sich SEAT und das Autohaus. Dafür muss der Motor natürlich bei SEAT getauscht werden. Und dann gibt es neue Garantie auf den Motor und den Einbau.


    Das war das höchste der Gefühle, mehr ging nicht! Muss sagen, kann über das Autohaus unterm Strich nicht klagen. Lies sich anfangs zwar bei den Gesprächen im Autohaus etwas zäh an. Aber die letzten Wochen hatte ich nur noch mit dem Werkstattleiter zu tun. Und der hat sich letztlich mächtig reingekniet und in der ganzen Zeit in rund 20 Mails und zig Telefonaten mit der Kulanzabteilung rumgestritten.


    Der ganze Sachverhalt begeistert mich nach wie vor überhaupt gar nicht, aber unterm Strich sind 31% zu zahlen allemal besser als 100%. Wie ich lernen durfte, ist es tatsächlich so, dass SEAT - wie alle anderen Hersteller auch - einen Rückstellungstopf bildet für Kulanzfälle. Und der ist Anfang des Jahres voll und gegen Ende halt eher mal leer. Also kein Witz: Motorschäden außerhalb der Garantie solltet Ihr besser im Januar haben statt im Oktober/November.


    Dann kommt in diesem Fall aber auch noch die interne Regelung dazu, dass das Kulanzgebahren immer kundenfreundlicher ist, wenn der Wagen noch nicht exakt 4 Jahre zugelassen ist. Ist bei allen VAG-Marken so und bei vielen anderen auch. Der Wagen war aber zum Schadenszeitpunkt exakt 4 Jahre und zwei Monate alt. Einwandfrei! Zu nem besseren Zeitpunkt hätt's nicht passieren können...


    Wie auch immer, mein Verhältnis zu SEAT wurde auf eine verdammt harte Probe gestellt. Werde zum Abschluss nochmal kurz berichten, wenn alles durch ist und dann war's das hier. Vielleicht hilft der Thread irgendwann mal jemand, der "Zündkerze", "gebrochen", "Kulanz" googelt. Werde auf jeden Fall mal SEAT noch anschreiben, was das sollte, so extrem zu blocken, nachdem ich die dritte Karre seit 2011 bei denen gekauft habe und die Scheckhefte immer schön habe pflegen lassen. Bin einfach neugierig, ob sie mit irgendwelchen nichtssagenden Textbausteinen antworten oder sich da mal jemand 5 Minuten hinsetzt, um sich was aus den Finger zu saugen.

  • Immer noch sehr ärgerlich, aber in Anbetracht der Schadenshöhe und des Fahrzeugalters bist Du da noch sehr gut weggekommen. Fährst Du das Auto nun noch weiter? Bei 2 Jahren neue Garantie auf den Motor wäre es eine Überlegung wert :)

  • Jo, könnte tatsächlich darauf rauslaufen, den Wagen weiterzufahren. Bei den ersten beiden Anläufen als die erst mal zwei Kulanzanfragen zu 100% abgeschmettert haben, hab ich noch'n tierischen Hass geschoben. War halt um so genervter, weil an dem Wagen absolut gar nichts gemacht wurde, keine Software, nix, und trotzdem 0% Kulanz. Da war die spontane Eingebung erstmal noch, bloß weg mit der Kiste. Aber nachdem jetzt ne reelle Kulanzregelung auf dem Tisch liegt, seh ich's mittlerweile etwas pragmatischer. Unterm Strich gibt's jetzt halt (wenn auch ungewollt) nen 0km-Motor mit 211PS und einen Haufen neuer Innereien für 2.800,-.

  • Hi,


    Hört Dich erstmal ganz gut an, auch wenn 2800 ne Menge Holz ist.
    mal schauen, wie sich die Sache weiterentwickelt...


    Generell sehne ich mich nach den Zeiten zurück, wo die Wagen mit sorgsamer Wartung deutlich mehr als 150000km geschafft haben....

  • (Hoffentlich) endgültiges Ende der Geschichte: Austauschmotor ist drin. Heute den Wagen abgeholt nach eineinhalb Monaten Zwangsstillstand. Kosten 2.800€. Ohne Witz, trotz des ganzen Theaters in den letzten Wochen: Wie er heute schön blankgewienert zum Abholen bereit stand und jetzt wieder eingefahren werden muss, dachte ich irgendwie, ich bin mit ner Zeitmaschine 4 Jahre an den Tag zurückversetzt worden, als ich ihn im September 2012 als einen der letzten 1P FR neu abgeholt habe...


    Also Fazit der Geschichte ist: Über die Werkstatt kann ich unterm Strich wirklich nicht klagen. Weil die haben richtig um die Kulanz gekämpft und 5 Wochen lang gemacht und getan. Das Verhalten des Konzerns aber: Nur zum :kotz:


    Versteh's auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht wirklich: Einerseits verschleudern sie Neuwagen mit Rabatten zwischen 20 und fast 30 Prozent, andererseits sagen sie mir bei nem 4 Jahre alten scheckheftgepflegten sorgfältig behandelten Wagen dann über 5 Wochen lang: Kulanz 0! Und das nach drei Neuwägen in 5 Jahren. Das nenne ich Kundenbindung! Ohne massives und zähes auf-die-Hinterbeine-stellen hätte ich gleich mal 9.000€ hinblättern können. Traurig eigentlich.


    Wir werden den Leon jetzt weiterfahren und ich mag auch meinen Ibi Cupra sehr, der jetzt erst 5 Monate alt ist. Und den werd ich auch munter weitertunen. Aber SEAT hat mit dem Verhalten beim Leon definitiv erreicht, dass der Cupra für mich der letzte Neuwagen vom VAG-Konzern war. Das dumme Gequatsche von dem Vorstands-Müller vor ein paar Tagen passt da eigentlich ganz gut ins Bild.


    Na ja, sofern der neue Motor in den nächsten Wochen nicht auseinanderfliegt, war's das erstmal hier...