Probefahrt SEAT Leon Cupra
Da ich mir das Auto bereits bestellt habe, obwohl ich das Auto an sich noch nicht gefahren habe (lag wohl daran das das Auto noch gar nicht verfügbar war), wollte ich mal schauen ob das ganze kein Griff in die sanitären Anlagen war. Und ich habe viele Eindrücke gewonnen.
Das Fazit kommt aber zum Schluss, schliesslich soll mir keiner verwerfen können ich sei nicht objektiv.
Nun ja, der Leon Cupra ist die momentane Speerspitze des SEAT Konzerns und soll im Kampf um die Krone der Kompakten ordentlich mitmischen. Für diese Zwecke wurde das Auto weniger optisch als technisch überarbeitet. Ein in vielen Details überarbeiteter Motor, ein weiterentwickeltes Sportfahrwerk mit Anleihen aus dem Rennsport, Brembo Sportbremsanlage und vieles mehr. SEAT möchte das Ganze mit seinem CUP Sportlern in Verbindung bringen welche mit ca. 300 PS über die Pisten gegen BMW. Alfa und Co fliegen und achtbare Erfolge einheimsen.
Doch immer der Reihe nach, kommen wir erstmal zum ersten Eindruck welches ich von dem Probegerät hatte.
Äusseres:
Vom Äusseren her macht das Auto einen recht dezenten Eindruck und man muss schon zweimal schauen was da hinter einem Lichthupe gibt. Gerade in schwarz sieht das Auto aus wie ein gewöhnlicher LEON mit ein wenig Beplankung. Doch selbst in anderen Farben kann man das Auto kaum von einem Leon FR TDI mit 170 PS unterscheiden.
Nur Details wie die schwarzen Spiegel, der schwarze Steg der Spoilerlippe (bei nem schwarzen Auto extrem auffällig ), das ovale Endrohr, ein paar Schriftzüge und die 18 Zöller mit 345er Brembo Discs sind die Merkmale die sagen, ich bin der King im Hause SEAT.
Also spektakulär ist anders und war beim alten Leon auch etwas differenzierter. Meinen Geschmack trifft es allerdings, da man hier zwar sportliches Design, aber keine Prolloptik wie bei manch anderen Autos hat.
Innenraum:
Was aussen noch gering ausfällt wird im Innenraum deutlich stärker ausgebaut. Im Unterschied zum schon mit einigen sportlichen Applikationen versehenen FR hat der Cupra ein deutlich griffigeres Sportlederlenkrad mit Cupra Schriftzug, Tachogucklöcher mit Cupradesign Unterlegung, den hässlichen aber recht gut in der Hand liegenden Schalthebel, einiger weitere Applikationen und die nach Rennsport schon fast stinkenden Sportsitze mit integrierter Kopfstütze im Sitzschalendesign.
Diese füllen das Auto optisch regelrecht aus und schreien: Setz dich nur, danach kommst du hier eh nicht mehr raus.
Der Seitenhalt der Sitze ist extrem gut und dennoch sitz man so bequem als könnte man direkt 1000 Km am Stück fahren (was der Tank natürlich verwehrt). Die Sitze sind wohl das Highlight im Innenraum und halten sogar mehr als sie versprechen.
Ansonsten hat der Cupra dem selben Nutzwert Nutzwert wie jeder Leon und hat ebenfalls alles an Bord was man braucht.
Ausstattung/ Verarbeitung:
Auf die Ausstattung werde ich nicht viele Worte verlieren, er hat 2 Zonen- Climatronic, Bi- Xenon, Sportsitze, Fahrwerk, Brembobremsen und vieles mehr und steht für ca 42000 Schweizer Franken in der Liste. Dies sind umgerechnet 27000 Euro für ein vollausgestatteten Sportler.
Wo merkt man das? Eigentlich nur beim genauen Hinschauen auf die Verarbeitung. Wobei SEAT viel getan hat um besser zu werden. Dennoch git es hier und da das eine oder andere Spaltmass was ein wenig zu gross ist und die Materialien wirken in manchen Bereichen etwas günstig.
Im Grossen und Ganzen klappert nix, fässt sich gut an und es sieht recht solide aus. Beim Fahren schaut man eh meist gerade aus (zumindest sollte man) und hat die verschwitzten Schweinehändchen am Ledervolant.
Motor und Fahrleistungen:
Was ja nun das Hauptmerkmal der Kompaktsportler ist, sind Leistungsangaben jenseits der 200 PS Marke. Mazda und Opel machen es mit 240 und 260 PS vor und SEAT zieht nach.
Nach einiger Modifikationen des Motors wie anderer Turbo, andere Einlassventile, verstärkte Pleul, geänderte Luftzuführung, anderer Steuersoftware und einiges mehr, galloppieren nun muntere 241 PS unter der Haube. Allerdings tragen die Rösser ihre Turnschuhe, denn besonders laut und sportlich klingt das Ganze leider nicht. Jedoch hat man das sicher eh schnell satt wenn man länger unterwegs ist und wenn man es drauf anlegt klingt es doch recht sonor und kernig unter Volllast.
Nun ist die Werksangabe bei 6,4 Sekunden und 26,4 Sekunden für den Kilometer mit stehendem Start. Damit hat er fast exakt die Fahrleistungen des R32 welcher 26,5 Sekunden für den 1 KM benötigt.
Doch wie habe ich das Ganze erlebt?!
Jede Gaspedalbewegung wird selbst unterhalb von 2000 U/min in Vortrieb umgewandelt. Das Turboloch ist nur dann spürbar wenn man im Bereich von 1500 U/min Vollgas gibt. Doch wer macht das schon wenn man sportlich unterwegs sein will.
Der Motor dreht sauber hoch bis 6500 U/min und fordert dann mit einem harten Bremsen im Begrenzer zum Gangwechsel auf. Und das klappt wunderbar mit dem knackigen und recht präzisen Getriebe. Nur die Schaltwege fand ich etwas lang.
Die Überraschung kam beim ausdrehen der Gänge. Ich dachte: Der ist ja fast so übersetzt wie mein Diesel. Das heisst 135 im 3ten und ca 180 Km/h sind im vierten drin. Allerdings musste ich bei 160 aufhören, schliesslich bin ich ja hier in der Schweiz und die Schluchtenscheisser (zu denen ich nun auch zähle) sind da etwas strenger mit Rasern wie die Deutschen.
Trotz das der Motor gerade einmal 300 KM auf der Uhr hatte habe ich das eine oder andere Mal ausgedreht. Verantwortungslos, aber spassig. Hier mal ein paar Daten:
60-100 im 3ten 3,1 Sekunden
80-120 im 3ten 3,3 Sekunden
60-120 im 3ten 5,2 Sekunden
und zu guter letzt ca. 10,5 Sekunden von 60 bis 160 im 3ten und 4ten (konnte nicht genau stoppen)
Und das obwohl noch nicht eingefahren.
Der Tacho weicht bei 100 ca 4 Km/h und bei 130 ca 6 Km/h ab. Damit ist er noch etwas genauer wie der des GTI.
Fahrwerk und Bremsen:
Tja, zum Fahrwerk kann man ruhig sagen: „Jungs das habt ihr gut gemacht“. Trotz 241 PS hat das Auto fast keine Traktionsprobleme, nur aus engen Kehren heraus und bei starkem Lenkeinschlag wimmern die 225er Pneus ein wenig. Im Grossen und Ganzen ist das Auto sehr sportlich, klebt auf dem Asphalt und kennt fast keine Wankbewegung.
Ausserdem gibt es fast kein Untersteuern bei forcierter Fahrt und wenn man es drauf anlegt guckt mal das Heck was nach dem Kurvenausgang los ist.
Doch das Ganze wird zu meiner Überraschung nicht mit unnötiger Härte erkauft. Das Auto ist überraschender Weise sehr komfortabel und nimmt Bodenwellen, Gullydeckel und Querfugen ohne Mühe. Im meinem Ibiza hoppel ich regelrecht über diese Strecke.
Doch wenn man schnell unterwegs ist, muss man auch schnell verzögern. Und das hab ich noch nie wie in diesem Auto. Die Brembo Stopper sprechen mit wenig Kraft aber sehr gut dosierbar an. Und die volle Verzögerung aus 100 Km/h kommt einem Haltemanöver mit einem Anker gleich. Ich musste die Augen zu machen damit die Augäpfel nicht die Windschutzscheibe aus der Nähe betrachten. sicher sehe ich während des Bremsens aus wie ein 85 Jahre alter Mann.
Fazit:
Insgesamt habe ich ca 50 KM hinter mich gebracht. Wobei ich mal Autobahn bis 160 Km/h gefahren bin und öfters das Gaspedal zu intimen Kontakt mit dem Bodenblech genötigt habe.
Ich bin Serpentinen hochgehetzt und habe die Stadt St. Gallen mit mehr CO2 Ausstoss als notwendig genötigt. Dabei war ich doch sehr über die Anzeige des Bordcomputer verwundert und dachte er sei kaputt. Gerechnet hatte ich mit ca 12-14 Liter (da noch nicht eingefahren), doch der Computer wollte mir 9,4 Liter unterjubeln. Ob das nun stimmt kann ich nicht sagen.
Wenn das allerdings stimmt, dann bin ich nun vollends überzeugt die richtige Entscheidung getroffen. Das Auto macht mächtig Spass, hat kaum Mühe die Leistung auf den Asphalt zu übertragen, ist überraschend komfortabel und kostet deutlich weniger wie die marginal schnellere Konkurrenz.
In drei Wochen kommt meiner im unschuldigen weiss und wird demnächst auf versaute Art die Strassen und die Luft schänden. Ich freu mich.