Seats Mini-Mini-Van löst den "Will-Einsteigen"-Impuls sofort aus. Verschärfte Kurven und tolles Aussehen fordern allerdings im Innenraum ihren Tribut.
Schon lange wollte Seat die verschärftesten Modelle im Konzern herausbringen, beim Design blieb es solange bei Versprechungen, bis Walter de'Silva bei Seat die Falten für das Blech zeichnete. De'Silva ist der unumstrittene Meister der Kurven, auch alltäglichen Wagen verleiht er Emotion und Begeisterung. Vorher für die das Herz schmelzenden Karosserien von Alfa Romeo zuständig, schuf er den Altea. Und der hat mehr Flamenco im Blut als die Konzernbrüder VW Golf, Touran und Audi A3. Seine Linien versprühen Feuer und Leidenschaft. Der lange Bogen an der Seite setzt den Wagen geradezu unter Strom. Nach vorne blicken markante Scheinwerfer. Hinten zeigt der Altea seinen knackiger Po. Der Stylo-Van
Frech und frisch
Seit Juni 2004 rollt der iberische Frechdachs über deutsche Straßen. Sportlich sieht der Mini-Mini-Van aus und ebenso sportlich fährt der rassige Spanier die Kurven an. Trotz des Hochbaus von 157 Zentimetern bleibt die gefürchtete Seitenlage der Mini-Vans aus, anderseits quält der Altea seine Insassen nicht mit knüppelharter Gangart. Auch lange Reisen bleiben ohne Folgen für die Bandscheibe. Die Schaltung arbeitet präzise, die Lenkung ist direkt, schnell versteht man, was die Spanier mit "auto emocion" meinen. Bei den Selbstzündern wird sie mit dem 2.0 TDI und 140 PS perfekt umgesetzt. Der gefahrene 1.9 TDI mit 105 PS kann da nicht mithalten, doch als sehr vernünftige Wahl gelten. Der Motor stemmt zwar nicht den emotional wichtigen Kraftüberschuss auf die Welle, reicht aber für flottes Fortkommen vollkommen aus.
Außen Hui, innen normal
Aufgeräumt und sportlich geht es im Innenraum zu. Die Sitze umschließen die Insassen fest und sicher. Die Rundinstrumente bringen den gewünschten Hauch "Sportwagen" an Bord. Die nach außen zur Schau gestellten Höhenflüge des Designs, finden innen allerdings nicht statt. Hier sieht es eher normal aus. Dafür ist die Verarbeitung tadellos, Lenkrad und Sechsgang-Schaltung liegen "satt" in der Hand. Höhenflüge des Designs. Nur beim Thema "Stauraum und Variabilität" muss der heißblütige Torero leider passen. Ein Großangebot an Ablagen wurde in den Innenraum integriert. Sage und schreibe 30 Möglichkeiten gibt es, Sonnenbrillen, CDs und anderes Gedöns zu verlegen, doch wer bei Stauraum an Sperrgut, und nicht an stylishes Zubehör denkt, der wird eher enttäuscht. Die Ernüchterung beginnt schon bei der Rückbank, hier hätten es auch zwei Einzelsitze getan. Dem Mittelplatz gebührt der Titel "Besucher-Ritze". Auf großer Fahrt lernen sich drei Passagiere sicher intensiv kennen, aber vermutlich werden sie keine Freunde werden.
Großfamilien bitte aussteigen
Von "Familienwagen" darf also nur bei moderner Lebensführung gesprochen werden Will sagen: ein Paar und ein Kind, oder besser noch Alleinerziehend, dann dürfen es auch zwei Kids sein, damit man sagen kann: "Passt und hat Luft!" Den Platz für "Fünf", den Seat herausstreicht, sucht man auf 4,28 Meter Länge allerdings vergebens. Schönheit fordert ihren Preis. Dass die Rücksitzbank nur den Standard ("getrennt umlegbar") bietet, fällt da schon gar nicht mehr auf. Wird sie nach vorn geklappt, entsteht immerhin ein ebener Ladeboden. So gesehen, ist der Altea ein Möchtegern-Van. Das muss kein negatives Urteil sein. Es soll nur niemand glauben, mit dem schönen Spanier alle Vorteile eines Pampers-Bombers eingekauft zu haben. Mit dem deutlich teueren Konzern-Angebot Touran kann sich das Raumangebot in keiner Weise vergleichen. Jenseits des "Njet" für Großfamilien bietet der Altea dann viele nette Details. Etwa den doppelten Kofferraumboden. Dort verschwinden Regenschirme, Gummistiefel und sonstiger Transport-Müll. Ohne Umklappen kommt der Seat auf 409 Liter Ladevolumen, mit Umklappen der Rücklehnen auf 1320 Liter. Ebenfalls erfreulich sind die Verankerungen für das Gepäcknetz und die kleine Haken für die Einkaufstaschen.
Der Schöne für die Schönen
Ein echter Alleskönner ist der Schönling nicht. Wer mit den Einbußen im Raumangebot leben kann, bekommt aber den frischesten und flottesten Mini-Van auf dem Markt. In einem Segment, das bislang nur von Vernunft diktiert war, kombiniert der Seat bewährte Volkswagentechnik mit tollem Aussehen. Das Ganze gibt es zu fairen Preisen und ohne erkennbare Nachteile.
Plus und Minus
+ Design
+ Fahrwerk
- Variabilität
Altea 1.9 TDI
kW (PS) bei U/min: 77 (105)/4000
Nm bei U/min: 250/1900
O-100 km/h: 12,3 s
Vmax: 183 km/h
Verbrauch(Mix): 5,4 l
Länge/Breite/Höhe: 4.292/ 1.812/ 1.552 Mm
Gewicht: 1.405-1.485 Kg
Preis: ab 18.790,00 Euro